8. Februar 2015
Zum ersten Mal nach SA - wenn auch "nur" geschäftlich
Nun war es soweit. Bei den wenigen Internetrecherchen bin ich auf die klassischen Themen gestossen. Kruger Park, Kapstadt, Kriminalität, ...
Nachdem die Geschäftsreise nach Johannesburg ging, versuchte ich natürlich auch hierüber zu recherchieren. Das verfügbare Material auf diversen Internetseiten war nicht sonderlich motivierend, wenn es um Johannesburg ging. Trotzdem stieg die Vorfreude und ich wollte mir das Gegenteil beweisen.
Wenn nur der lange Flug nicht wäre, ...
Knapp 11 Stunden plus einem Kurzstreckenflug von München nach Frankfurt, um zum ersten Mal in einem Airbus 380 zu sitzen. Natürlich Economy, denn wir sind ja ein mittelstandisches Familienunternehmen. Vielleicht war auch das der Grund, warum ich am Abend zuvor einen Faschingsball, den ich mit meiner Frau und Freunden besuchte, dafür nutzte, das ein oder andere alkoholische Getränk zu viel einzunehmen.
Am Tag der Abfahrt war nicht nur ich am leiden. Auch meine Frau, die ursprünglich plante, mich zum Flughafen in München zu begleiten, zog es dann vor, die eigenen vier Wände nicht zu verlassen. "Sicher ist Sicher!"
Abflug München um 19:00 Uhr. Mein Chef erwartete mich in Frankfurt am Boarding Gate, Treffpunkt: ca. 20:30 Uhr. Meine steigende Nervosität, trotz meinem noch immer nicht verflogenen Kater, wurde dann noch von den Damen und Herren der Lufthansa gepusht. Der Abflug von Flug LH 119 verzögerte sich anfangs von 15 Minuten auf insgesamt 50 Minuten. Der Chef wartet, ich komme zu spät und kann noch immer nicht sagen, ob ich überhaupt noch am Gate erscheine. Tolle Sache für den, der um eine neue Herausforderung gebeten hatte.
Während des Fluges wurden bereits die ersten Anschlussflüge durchgegeben, die von den Fluggästen nicht mehr erreicht werden können. Johannesburg war noch nicht dabei. Weitere Anschlussflüge wurden durchgegeben, die nicht mehr erreicht werden können. Wie schnell die Stimmung in einem so kleinen Flugzeug doch kippen kann. Auch ich stellte fest, dass ich im Sitzen schwitzen kann.
In Frankfurt gelandet, startete ich durch. Handy nutzen und den Chef anrufen? Kostet nur zusätzliche Zeit.
Was ich gänzlich vergessen hatte, war die Geschichte, dass man nicht nur von einem Terminal ins andere laufen musste, es waren auch noch einige Zusatzhindernisse eingebaut. Passkontrolle, ...
Erstaunlicherweise, der Restkater wollte auch nicht weg und der Mund wurde immer trockener. Wird der Mund automatisch trocken, wenn man schwitzt?
Abflug 21:55 Uhr - Boarding 21:15 - Wann schliesst das Boarding eigentlich? Alle Sorgen waren endlich verschwunden, als ich die lange Boardingschlange sah und mein Chef mit seinem Reistrolley am Ende der Schlange stand. Erste Herausforderung gelöst. Nur der höllische Brand, den ich nun nicht mehr ignorieren konnte, als alles andere in mir zur Ruhe kam. Egal, sobald ich im Flugzeug bin, gibt es etwas zu trinken.
Geschafft - ich sitze im Flugzeug!
Es dauerte dann doch noch einige Zeit. Wir hatten einen Platz in der letzen Reihe reserviert (in der Hoffnung, dass Flugzeug nicht ganz voll ist und wir uns später auf den freien Plätzen ausbreiten können) und wer schon einmal einen A 380 von innen gesehen hat, weiß, der Weg zieht sich etwas. Vor allem wenn die Reisegäste der vorderen Reihen damit beschäftigt sind, ihre Utensilien sorgfältig zu verstauen. Die Spannung steigt, der Durst auch. Der nette uniformierte Herr, der mir dann auf meine Bitte das erste Gläschen Wasser gereicht hat, war nicht nur in diesem Moment mein Lebensretter. Um dem Piloten die Chance zu geben, endlich durchzustarten, war die Getränkeversorgung erst einmal eingestellt. Der Durst kam zurück - ich bin noch heute der Meinung, dass er stärker war, als vorher.
Nachdem wir kurze Zeit in der Luft waren, machte der arme Flugbegleiter dann intensivere Bekanntschaft mit meinem Durst. Als ich ihn irgendwann darum bat, mir doch die komplette Cola-Flasche zu geben, lehnte er das Anfangs noch freundlich ab, indem er mir mitteilte, dass das nicht erlaubt wäre. Kurze Zeit darauf, konnte ich ihn doch noch überzeugen. Ich war also mit 1,5 Liter Cola versorgt.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich am Fenster saß? Da mein Chef und ich ja die glorreiche Idee hatten, irgendwann die freien Plätze zu nutzen, um den langen Nachtflug beqemer nutzen zu können, hatten wir natürlich auch die Idee, nicht nebeneinander zu sitzen. Wer würde sich schon beim einchecken einen mittleren Platz in der letzten Reihe suchen?
Naja, das Flugzeug war dann eben doch ausgebucht und der arme Kerl zwischen Chef und mir konnte dann endlich entspannen, als ich nicht alle 10 Minuten nach einem Schluck zu trinken fragte. Bis heute konnte ich auch nicht herausfinden, was sich in der Gedankenwelt meines Firmeninhabers abspielte, als mir der Flugbegleiter doch irgendwann die große Flasche zur Verfügung stellte.
Ich habe auch keine Ahnung, was den Flugbegleiter dazu bewegte, ausgerechnet mir noch ein Samsonite Business Paket in die Hand zu drücken, aber noch heute habe ich das kleine Täschchen in meinem Reisegepäck.
Angekommen!
Irgendwann waren dann knapp 11 Stunden Flug vorbei und zum ersten Mal in meinem Leben betrat ich südafrikanischen Boden. Erstaunlich, dass der Linksverkehr selbst schon bei den ersten Rolltreppen galt.
Weder der nette Flugbegleiter, noch der Platznachbar haben sich von mir verabschiedet.
O. R. Tambo Airport Johannesburg. Eigentlich wie jeder große Flughafen. Trotzdem: Wir waren gewarnt und hatten die warnenden Hinweise gespeichert. Nicht anquatschen lassen - es könnte sein, dass man überfallen, ausgeraubt oder auch gleich umgebracht wird. Hochkonzentriert stellten wir uns mit den vielen anderen Neuankömmlingen an der Passport Control an. Irgendwo im Hinterkopf schwebte noch die Information, dass in diesem Land einmal die Apartheid gegolten hat. An der Passkontrolle selbst: Nur schwarze Beamte, die nun entschieden, ob man reindurfte oder nicht. Was passiert, wenn der nette Herr der Meinung ist, er will mich als "Bleichgesicht" nicht in seinem Land haben?
So ganz nebenbei: Man sollte für die Einreise auch ausreichend viel Zeit mit einplanen. Nach einer Stunde standen wir noch immer und warteten, dass wir nun endlich an der Reihe waren.
Noch nebenbeier: Ausgestattet mit einem Apple Iphone 4, dessen Akkulaufzeit sich schon in den letzten Wochen rapide nach unten senkte, war irgendwann dann der Strom weg. Ein Thema das grundsätzlich nicht schlimm ist, wenn nicht in einem fremden Land wäre und mit seinen Kunden eine Abholung, kurz nach Landung vereinbart hätte.
Akku leer und um einen guten Eindruck zu machen, jetzt nur nicht in der Reisetasche rumkramen, um die sicherheitshalber mitgebrachte, mobile Ladestation in Betrieb zu nehmen. Man weiß ja nie, ob es irgendjemanden gibt, der unserem Einreiskontrolleur den Tipp gab, dass da jemand gegen die Sitten des Landes verstieß. Guter Eindruck ist auch bei der Einreise sehr wichtig. Ich gehöre ja noch zu der Generation, die miterleben durfte (mußte?), wie man früher in die Ostzone reiste.
Endlich! Wir waren an der Reihe. Ein dunkelhäutiger Mann, der in seiner Art nicht anders wirkte, als ein deutscher Beamter, hämmerte den Einreisestempel in meinen neuen German Passport. Fast war ich schon durch, als er mich aufhielt und fragte, wo ich herkomme. Mist! In Sekundenbruchteilen sah ich mich schon in der Arrestkabine sitzen und hartgesottene Beamte prüfen, ob ich nicht irgendwann ein Teil dieser Apartheitsregierung war. Natürlich habe ich nicht einen Verwandten der damti in Verbindung gebracht werden konnte, aber ich war Deutsch und unsere Geschichte ist noch wesentlich verwerflicher. Noch bleicher, als ich durch den deutschen Winter ohnehin schon war, antwortete ich ihm brav. Der gute Mann bückte sich unter seinen Tresen und streckte mir eine deutsches Märchenbuch entgegen. Ich solle es mitnehmen und meine Freude daran haben. War das eine Falle?
Mein wieder einmal wartender Chef betrachtete erst mich und dann das Märchenbuch, das ich nun in den Händen hielt. Seine Gedanken verriet er mir auch dieses Mal nicht.
Während wir auf unsere Koffer warteten, verband ich das akkuschwache IPhone mit der mobilen Ladestation. Es dauerte einige Zeit, bis der Apfel im Display erschien und mir damit verriet, dass ich zurück in der Neuzeit bin. Eine Liste von entgangenen Anrufen mit südafrikanischer Vorwahl erschien. Der Akku war aber noch zu schwach um zurückzurufen. Apropos IPhone: Um sicherzustellen, dass ich für meine südafrikanischen Kunden und den Chaffeur notfalls per Mail erreichbar bin, war das Datenroaming aktiviert. Beim "checken" einiger Mails und einem kurzen Blick in mein Facebook, wurde eine weitere SMS ausgelöst. Mein Datenverbrauch hätte soeben 80,00 € erreicht.